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Der Gotteskoogsee

Der Gotteskoogsee liegt im nördlichen Teil Nordfrieslands zwischen Niebüll und der deutsch-dänischen Grenze. Das heutige Süßwasserbiotop wurde durch eine im Jahr 1982 durchgeführte Renaturierungsmaßnahme geschaffen. Aus einem verarmten und intensiv entwässerten Gebiet wurde eine Seenlandschaft mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten. Heute gehört der Gotteskoogsee zum ökologischen Netz „Natura 2000“ – ein Verbund besonderer europäischer Schutzgebiete, zu denen Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH) zählen.

Entstehung und Landschaftsbild

Die wechselvolle Geschichte unserer Küstenregion verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, wie der Mensch seit über einem Jahrtausend seine Umwelt verändert hat. Einst eine den Urgewalten der Nordsee ausgelieferte Halligwelt, wurde der heutige Gotteskoog - mit 10.400 ha der größte in Schleswig - Holstein - nach 300-jährigem, zähem Kampf eingedeicht. Man schrieb das Jahr 1566.Karte: Gotteskoogsee

Aufgrund seiner tiefen Lage (ca. -2,0 m NN) zog der neu gewonnene Koog nunmehr aber das Niederschlagswasser aus dem gesamten Umland in seiner Mitte zusammen. Eine Seenlandschaft entstand, der Kampf des Menschen um einen einigermaßen gesicherten Lebensraum ging in den folgenden Jahrhunderten unermüdlich weiter. Erst mit Hilfe moderner Schöpfwerke und eines komplexen Entwässerungssystems gelang es, das Gebiet von den Süßwassermassen zu befreien und urbar zu machen. Die ab 1958 begonnene Aufforstung der letzten sanierungsbedürftigen Flächen hat das Gesicht des Gotteskooges definitiv verändert.

Eine dramatische Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt war allerdings die unvermeidliche Folge dieser Trockenlegung. So kam Ende der 70er Jahre die Überlegung auf, durch eine Vertiefung des Untergrundes die wenigen noch verbliebenen, kleinen Wasserflächen an der tiefsten Stelle des Gotteskooges zu einem großen Süßwasserbiotop (75 ha ständige Wasserfläche) zusammenzuschließen.

Die Verwirklichung des Projektes, das 1982 in Angriff genommen und vom Land sowie der Europäischen Union finanziell gefördert wurde, lag von Anfang an in den Händen des Deich- und Hauptsielverbandes Südwesthörn-Bongsiel.

Die Gesamtfläche des jetzigen Gotteskoogsees beträgt 275 ha. Auch wenn sein Wasserstand von Menschenhand reguliert wird, vermittelt er inmitten seiner sorgsam gehegten Umgebung ein aufschlussreiches, ja sogar beseelendes Bild vom ursprünglichen Charakter dieser Landschaft.

Denn für zahlreiche Pflanzen und Tiere, vor allem für selten gewordene Insekten- und Vogelarten, ist er in der Tat ein wiedererstandenes Paradies: für den Ruhe suchenden Naturfreund, aber auch für den fachkundigen Besucher ein unvergesslicher Anblick. Nicht zuletzt deshalb gilt das Renaturierungsprojekt Gotteskoogsee als besonders gelungenes Beispiel dafür, wie man effizienten Naturschutz mit den legitimen Bedürfnissen des Menschen in Einklang bringen kann.

Schilfrohrsänger

Flora und Fauna

Große Röhrichtflächen bestimmen das Bild im Vogelschutzgebiet Gotteskoogsee. Ein Anteil der Schilfbestände wird im Winterhalbjahr gemäht, um Material für die traditionellen Reetdächer zu gewinnen. Größere Bereiche, insbesondere Schilfflächen, die im Wasser stehen, werden nicht genutzt, da Altschilfbestände wichtige Lebensräume für eine spezialisierte Insekten- und Vogelfauna sind.

Die Röhrichtvögel sind auf ungenutzte Altschilfbestände existenziell angewiesen. Viele dieser Vögel gehören zu den in Europa besonders gefährdeten Arten, die im Anhang 1 der Vogelschutzrichtlinie genannt sind und europaweit unter besonderem Schutz stehen, z. B. Rohrweihe, Rohrdommel, Blaukehlchen und Bartmeise. Das Röhricht bietet für einige dieser Arten in erster Linie sichere Brutplätze (Rohrweihe, Graugans), für andere Arten sowohl sichere Brut- als auch sichere Nahrungsplätze (Rohrdommel, verschiedene Rohrsänger, Blaukehlchen und Bartmeise). Andere Vögel wie z.B. hunderttausende Stare nutzen auf dem Zuge im Frühjahr und Herbst das Schilf als Schlafplatz. Dieses eindrucksvolle Naturschauspiel wird auch „Schwarze Sonne“ genannt.

Die aufgeforsteten Flächen der früheren Halligen, die sich zu einem naturnahen Mischwald entwickelt haben, bieten Habicht, Kolkrabe, Seeadler und anderen Waldvögeln sichere Brutplätze. Der Seeadler brütet hier seit 2004 regelmäßig mit gutem Bruterfolg, da die vielen Graugänse und anderen Wasservögel eine sehr gute Nahrungsgrundlage bieten.

Faltblatt zum Herunterladen: PDF Datei

Über den Gotteskoog wurde eine Broschüre erstellt, welche die Geschichte dieses Gebietes und seiner Menschen erzählt, öffnet die Augen für das Leben im Koog heute und gibt gleichzeitig einen fundierten Einblick in die vielfältigen Aufgaben des Deich- und Hauptsielverbandes Südwesthörn-Bongsiel, in dessen Betreuungsgebiet der Gotteskoog liegt.

Gotteskoog Broschüre: PDF-Datei

Am Gotteskoogsee fanden bereits in den Jahren 1993, 1994, 1998, 2004 und 2010 Erfassungen der Brut- und Rastvögel im Auftrag von Klaus Müller (Hallig Grönland) statt (KORDES & BRUNS 1994, KORDES & BRUNS 1995, JOEST & BRUNS 1998, WOLFF & BRUNS 2004, HOFEDITZ & BRUNS 2011). Diese Datenreihe konnte mit vergleichbarem Aufwand und in demselben Gebiet 2015 fortgesetzt werden. Vorläufer dieser Gutachten waren Erfassungen von ALKEMEIER (1982), ANDRESEN (1989) und ROLFS (1990). Bei diesen ersten Erfassungen nach der Renaturierung des Sees 1982 wurde allerdings das kartierte Gebiet nicht exakt definiert, so dass Vergleiche nur grobe Richtwerte sein können.
Die vollständigen Gutachten finden Sie hier:

Gutachten Brutvögel im Gotteskoogsee 2010

Gutachten Brutvögel im Gotteskoogsee 2015

Fragen? Weitere Informationen?

Naturführungen, Vorträge und weitere Tipps & Infos können der Broschüre „Naturführer Südtondern“ entnommen werden. Diese ist kostenlos erhältlich bei:

Naturschutzverein Wiedingharde: (Gebietsbetreuung), Wiedingharder Neuer Koog 6, 25924 Klanxbüll

Naturschutzverein Südtondern e.V.: (Führungen), Wikingerstraße 19, 25917 Leck

Naturkundemuseum Niebüll e.V.: (Führungen), Hauptstraße 108, 25899 Niebül

Gotteskoogsee Galerie

Schilfrohrsänger

Der Schilfrohrsänger brütet in trocknen Schilfbeständen in fast ganz Europa. Sein Winterquartier hat er südlich der Sahara in Afrika. (Foto: H.F. Hansen)

Bartmeise

Die Bartmeise ist ein Bewohner großer, ungenutzter Schilfflächen und ist europaweit gefährdet. (Foto: H.F. Hansen)

Glashaarmoos

Das Glashaarmoos kommt auf den ehemaligen Spülflächen vor. (Foto: P.L. Hartwigsen)

Erlenblattkaefer

Der Erlenblattkäfer hinterlässt nur noch ein Blattgerippe. (Foto: P.L. Hartwigsen)

Stare

„Schwarze Sonne“ (dk: sort sol): riesige Starenschwärme im März/April & Sept. / Okt. (Foto: H.F. Hansen)